Achtsamkeit: 18 Monate später…
Eine Standortbestimmung, was Achtsamkeit bisher in meinem Leben bewirkt hat.
Eigentlich müsste man meine ehemaligen Mitarbeitenden fragen, ob ich vor dem Sabbatical sehr unachtsam war. Ich sehe mich im Rückblick in Gesprächen, mit den Gedanken schon bei der nächsten Pendenz. Ich sehe mich am Arbeitsplatz mit Hochdruck arbeiten, manchmal mit Kopfschmerzen, weil ich nicht genügend Flüssigkeit zuführte und ich vermeintlich keine Zeit hatte, Wassernachschub zu holen. Und ich erinnere mich an Repräsentationsmomente, an denen ich viel lieber überall gewesen wäre, nur nicht dort. Achtsamkeit war damals für mich noch ein Fremdwort…
Heute, genau eineinhalb Jahre später, ist plötzlich der Impuls da, eine Bilanz zu ziehen. Einen ehrlichen Rückblick zu wagen und vielleicht sogar am Schluss eine kleine Vorausschau zu machen. Das Thema «Achtsamkeit» holte mich ganz zu Beginn meiner neunmonatigen Sabbaticalzeit, kaum losgewandert auf der Insel Malta, ein. Seither beschäftige ich mich fast täglich mit meiner persönlichen Achtsamkeit. Ich habe das «2 x 7 Minuten Achtsamkeitstraining» entwickelt und führe Achtsamkeitskurse für Führungsleute und Privatpersonen durch. Für mich persönlich betreibe ich so etwas wie Forschung an mir selber: Ich probiere Vieles aus, behalte was Sinn macht, lasse wieder los was nicht stimmig ist und lasse neue Erkenntnisse laufend in meine Trainings einfliessen.
Was hat sich verändert?
Ich lebe in Fülle. Das wurde mir gerade gestern ganz neu in aller Tiefe bewusst. Das war zwar vorher schon so, nur war ich mir das selten und nicht in dieser Konsequenz bewusst. Ich rannte damals irgend etwas hinter her, von dem ich heute gar nicht mehr richtig weiss, was es war. Heute nehme ich die Fülle, die mich umgibt, viel eher wahr. Und ich spüre dafür eine tiefe Dankbarkeit. Ich freue mich über die Schönheit und den Wert des Momentes: Das können Naturerlebnisse sein, Begegnungen mit mir bekannten und unbekannten Menschen, genussvolle Mahlzeiten, Einkäufe, Kundenrückmeldungen, usw. Überhaupt gelingt es mir so gut wie noch nie in meinem Leben, im Hier und Jetzt zu leben. Nicht immer, aber immer besser. Gestern war ich auf einer meiner Hannes-Wanderungen unterwegs. Ich ging entlang der Linth im Glarnerland, die Tödikulisse majestätisch vor mir. Ich war mit mir allein. Das sind jeweils Zeiten, die ich geniesse und die ich nicht mehr missen möchte. Wie fast immer, bekam ich viele neue Impulse und Inspiration geschenkt, ganz handfeste, sofort umsetzbare Ideen − persönliche und geschäftliche − denen ich mich in den nächsten Wochen zuwenden kann. Kamen neue Ideen früher ausschliesslich vom Verstand, vernehme ich seit meiner Reise gut vernehmbar eine zweite Stimme in mir, die man landläufig Bauchstimme nennen könnte. Bei mir ist das Gefühl dieser Inspirationsquelle eher im Herzbereich. Ich spreche in meinen Vorträgen vom «Herz-Verstand», der meine Ratio wunderbar ergänzt und mich gut durch mein Leben führt.
Frisch verliebt und noch viel mehr
Was mich zutiefst erfreut und erfüllt: Ich bin verliebt. Wie durch ein Wunder hat sich mein tiefster Wunsch erfüllt, der Frau meines Herzens zu begegnen. Ich bin seither nicht einfach mit einer neuen Frau im Leben unterwegs. Nein − unsere Beziehung zeichnet sich durch eine tiefe Herzverbindung aus, die neue Dimensionen für Partnerschaft und Liebe öffnet. Unsere je eigen gelebte Achtsamkeit hat grosse Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir uns begegnen, wie wir uns überraschen, wie wir unsere Liebe gestalten. Ich werde in einem späteren Blog mehr darüber verraten, wie wir Partnerschaft ganz praktisch leben und erleben.
Mein ehemaliger Job als Hotelmanager war während 20 Jahren überaus abwechslungsreich und bunt. Es war ein rasantes Business, mit vielen Interaktionen und schnellen Wechseln. Das machte mir bis zum Schluss grossen Spass. Heute ist alles anders. Und ich muss mich richtig gehend daran gewöhnen und mir erlauben, dass ein Unterschied zwischen früher und heute sein darf. Ich habe heute viel mehr Zeit, ich kann Arbeiten viel bewusster angehen, gestalten und ausführen. Ich kann mir viel Zeit nehmen für Begegnungen und Gespräche. Ich mache aber auch tiefschürfende Erfahrungen was es heisst, alle Sicherheiten loszulassen und selbstständig unterwegs zu sein. Mit allen Chancen und Risiken. Ich entdecke neue Gesetzmässigkeiten, wie zum Beispiel die, dass ein Schritt immer den Nächsten auslöst. Keine Schritte, keine Reaktion. Anders als früher, wo ich immer sehr zielorientiert unterwegs war, sehe ich heute oft das Ziel nicht zum vornherein. Und immer wieder passiert es, dass ich an einem anderen Ort lande, als ich gemeint hatte. Das ist wahnsinnig spannend und rückblickend immer stimmig. Genau in solchen Momenten, wenn der Verstand dann Alarm schlägt, bin ich froh, kann ich auf meine Herzimpulse hören und dem Herzensweg folgen. Das ist nicht immer einfach, zumal auch mein monatliches Einkommen nicht immer automatisch gesichert ist.
Gelebte Achtsamkeit
Sie will gehegt und gepflegt werden, wie eine zarte Blume, die Sonne und Wärme, aber auch Wind und Wetter ausgesetzt ist. Achtsamkeit braucht etwas Übung und Zuwendung, bevor sie sich immer mehr und immer tiefer ganz selbstverständlich ausbreitet. Das Gute daran: Dreht man einmal bewusst an der Spirale, dreht sie weiter, immer dynamischer. Es gibt Absolventen meines Achtsamkeits-Trainings, die keine Einzige der Übungen machten. Und trotzdem leben sie heute bewusster, weil etwas in ihnen den Wert entdeckt hat, achtsamer und damit bewusster durch das Leben zu gehen. Ich gestalte für mich seit mehr als zwei Jahren ein kleines, kurzes Morgenritual − nur 10 bis 15 Minuten − in dem ich mir Zeit nehme für mich, für meinen Körper, für die Atmung, für die Stille in mir. Menschen, die das Achtsamkeits-Training absolviert haben, melden zurück, dass solche oder ähnliche Momente ihren Tag anders, besser werden lassen.
Ausprobieren − verlieren kannst du nichts
Mein Leben heute ist anders bunt und abwechslungsreich. Im Vergleich zu früher kann ich das wahrnehmen. Ich gehe mit viel Neugierde durch die Stunden des Tages, offen für Menschen, Begegnungen, Anliegen, Ideen oder was auch immer mir gerade begegnet. Es gibt dabei kaum einen Tag ohne Überraschungen. Meine Sinne sind heute viel offener, ich kann immer mehr richtig geniessen und das nehmen, was ist und was kommt. Auch das Unangenehme oder das, was nicht meinen Plänen entspricht. Ich nehme auch viel eher wahr, wenn sich mein Körper mit einem gesundheitlichen Bedürfnis meldet. Früher ging ich oft darüber hinweg. Ein grosses Lernfeld liegt für mich im Bereich des Urteilens, des Verurteilens, des Wertens. Menschen, die in Achtsamkeit leben, begegnen anderen Menschen wertneutral, ohne dass das Gegenüber schnell in eine Schublade gesteckt wird. Hier habe ich noch viel Entwicklungspotential. Meine Partnerin ist mir dabei eine grosse Hilfe. Übrigens: Achtsamkeit ist nicht das Ziel − Achtsamkeit ist der Weg. Falls dich diese meine Standortbestimmung anspricht, dann probier es selber aus, mach dich auf den Weg der Achtsamkeit − es lohnt sich in jedem Fall!
Wie du ins TUN kommst
- Der nächste Impuls-Workshop zum 40-Tage-Achtsamkeits-Training findet im März über dem Walensee statt. Dein Start zu mehr Präsenz, Ruhe und Gelassenheit. Hier findest du dazu weitere Informationen.
- Vielleicht gibt es in deiner Nähe einen der vielbesuchten MBSR-Achtsamkeitskurse? Hier findest du dazu den aktuellen Veranstaltungskalender.
- Und vielleicht beginnt dein ganz persönlicher Achtsamkeitsweg ganz einfach mit einem Buch? Bücher sind wie Türen, die dir neue Wege eröffnen. Hier findest du meine Buch-Tipps, auch zum Thema «Achtsamkeit».