Ausprobieren: Focusing-Wanderung
Bild: Unterwegs 2016 auf dem Southern Upland Way in Schottland
Hey Mann, bist du gerne in Bewegung? Draussen in freier Natur, bei Sonne, Wind und Regen? Oder bewegst du dich mehrheitlich und lieber in Räumen? Falls das Zweite eher auf dich zutriffst, verpasst du definitiv eine wichtige Lebenserfahrung. Vor einigen Jahren entdeckte ich damals eher intuitiv das befreiende Gefühl, dass mir draussen − je nach Lebenssituation und Herausforderung − die Decke nicht jeden Moment auf den Kopf zu fallen droht. Im Gegenteil: Ich suche jeweils je nach Herausforderung Geländepunkte mit Weitblick. An einem Aussichtspunkt sitzen, den Blick in die Ferne schweifen lassen und dabei über ein Thema sinnieren, das öffnet automatisch auch den inneren Blick. Und die anstehenden Aufgaben oder Probleme schrumpfen in Echtzeit auf die reale Grösse zurück.
Antworten finden beim Gehen
Verzweifelst du manchmal auch, wenn du dringend eine wichtige Antwort, eine Lösung haben solltest und dir nicht sicher bist, welcher der richtige Weg ist? Für mich liegt ein Geheimnis dazu im Gehen bzw. Wandern: Jede Strecke, die weiter als eine Stunde ist, funktioniert. Und je mehr Natur und je weniger Zivilisation, desto wirkungsvoller ist das, was ich dir hier schmackhaft machen will. Ich selber mache mich regelmässig auf den Weg, manchmal mit Wegziel, noch lieber ohne. Mit dabei habe ich einzig einen kleinen Rucksack mit einem Sack Nüssen, einem Snickers, zwei Äpfeln, Traubenzucker, Wasser und einer Regenjacke. Mehr brauche ich für ein paar Stunden nicht, auch dann, wenn es zwischendurch ungeplant anstrengend werden sollte. Steht ein konkretes Thema an, das mich umtreibt, überlege ich mir, welche Frage ich mit auf den Weg nehmen will. Je mehr du mit dieser Art Unterwegssein geübt bist, desto schneller kommst du in einen Rhythmus, in dem die Gedanken in Einklang mit dem Körper kommen. Dabei bewegst du mit deiner inneren Stimme oder auch laut diese eine Frage. Du nimmst dazu eine innere Haltung ein, die neugierig und offen ist für das, was kommt. Und damit beginnt sich das Geheimnis zu lüften: Plötzlich entstehen neue Ideen, Eindrücke, Impulse, Konzepte, Türen öffnen sich gedanklich oder schliessen sich. Oft beobachte ich dabei einen inneren Dialog, der ganz natürlich verläuft. Mit Zusatzfragen, die ich lautlos, leise und manchmal auch mit tonaler Stimme stelle. Und dann wieder auf Antworten warte. Das ist dann ein wenig wie «Focusing im Gehen». Das weiss ich aber erst, seit ich mich mit dieser genialen Methode der Körperweisheit beschäftige. Was genau passiert? Ergänzend zum «Kopfwissen» wird das «Körperwissen» aktiviert und genutzt, um auch komplexe Probleme zu lösen. Die nächsten Schritte – Denkschritte, Lösungsschritte und Heilungsschritte – werden sicht- und greifbar. Überraschend einfach entsteht so Klarheit bei persönlichen oder beruflichen Fragestellungen und Problemen.
Lust, dies auszuprobieren?
Seit meiner Reisezeit bin ich richtig experimentierfreudig. Das bereichert mein Leben und macht es abwechslungsreich und bunt. Bei Neuem sind wir Männer oft einfach zu faul, um uns zu bewegen. Und dann kommt natürlich die Tatsache dazu, dass unser menschliches System Veränderungen oft nicht wirklich unterstützt. Es ist doch gerade so bequem. Aber: Manchmal überholt einem das Leben. Und dann schätzt sich glücklich, wer bewährte Tools zur Hand hat, mit denen er die Krisenzeit gut durchwandern kann. Probier es doch einfach aus, es muss ja zu Beginn nicht gerade ein Regentag sein. Auch das ist übrigens sehr reizvoll und eine ganz besondere Erfahrung! Verlieren kannst du so oder so definitiv nix. Ich bin gespannt zu erfahren, was du erlebst!
Die Focusing-Wanderung in Kürze
- Zeit einplanen für dich alleine, mindestens eine Stunde, besser mehr
- Ein Weg, idealerweise in freier Natur
- Kleiner Rucksack mit Nüssen, Schokoriegel, Apfel, Traubenzucker, Wasser und Regenjacke
- Eine konkrete Frage, auf die du eine Antwort suchst
- Dich neugierig und offen auf den Weg machen, in den Geh-Rhythmus finden
- Immer wieder die Frage bewegen: Lautlos, leise oder mit Stimme, ohne Stress
- Dabei mit der Aufmerksamkeit immer wieder zwischen Kopf und Herz wechseln
- Sich vom Ergebnis überraschen lassen, Antwort(en) annehmen und würdigen
- Über das Erlebte irgend eine Form Tagebuch führen
- Bei nächster Gelegenheit wiederholen :-)