Die Zukunft nach Corona
Ein Buch-Tipp, der Hoffnung weckt
Letzte Woche ich in der Bibliothek. Eigentlich wollte ich nur kurz das Jahresabo erneuern. Wie jedesmal stand ich kurz vor das Gestell mit den Neuerscheinungen. Ein weisses Buch sticht daraus hervor: «Die Zukunft nach Corona. Wie eine Krise die Gesellschaft, unser Denken und Handeln verändert.» Autor: Matthias Horx. Man kennt ihn als Zukunfts- und Trendforscher, mit 25 Jahren im Beruf ein alter Hase. Obwohl Corona-müde greife ich zu, beginne am Abend zu lesen und lese und lese und lese.
Horx gelingt es, den Bogen auf kurzen 130 Seiten weit zu spannen. Er weckt viele Aha's und er lässt nach und nach eine Sicht wachsen und er weckt vor allem Hoffnung, die aktuell vielen fehlt. Nicht einfach Luftschlösser, sondern horx-mässig untermauert, warum es wie kommen könnte, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, es besser zu wissen als andere: «Warum die Zukunft offen bleibt, auch wenn wir sie kennen.» Und: «Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. ... Diese Zeiten sind jetzt.» Ich beginne beim Lesen zu verstehen: Hat man die grenzenlose Brille vom Zukunftsforscher auf, sieht man weiter als Otto-Normalbürger. Und so entsteht immer mehr einen zunehmend konzentrierten Geschmack auf das, was kommt. Und eben: Hoffnung. Die Sicht auf das Positive, das Corona bewirkt und auslöst. Das tut gut − über den Verstand hinaus, ausstrahlend bis ins Herz und in die Seele.
Die Horx'sche Re-Gnose
Horx wagte im März 2020 eine Re-Gnose, eine Rückschau, wie es nach Corona sein wird. Dies als Gegenpol zu den unzähligen Prognosen, die fast allesamt von Angst geprägt waren und immer noch sind. Und wenn er darüber schreibt, dass ja das ganze Leben gewissermassen eine Aneinanderreihung von Krisen ist − Geburt, Kindheit, Pubertät, Erwachsenwerden, Altern − und er daraus folgert, dass «Lebendig sein» heisst, uns in diesen Krisen zu verwandeln, dann macht plötzlich auch Corona mit allen Begleiterscheinungen irgendwie Sinn. Er lenkt durch seine Kapitel den Blick geschickt auf das eigene Leben, auf das eigene Verhalten in dieser ausserordentlichen Zeit. Durch diese Selbstreflexion aktiviert er ganz natürlich die Selbstwahrnehmung, dass z.B. durch den Kontrollverlust Selbst-Sorge oder Mit-Einander entstanden ist. Oder dass man den Unterschied zwischen Einsamkeit und Alleinsein erfahren und neu erkannt hat. Horx schreibt: «Wir überraschten uns, weil wir plötzlich merkten, dass wir die Welt mit anderen Augen sehen, wenn wir stillgelegt werden. Wir überraschten uns, weil wir plötzlich merkten, dass wir vieles, das wir unbedingt gebraucht hatten, gar nicht so schrecklich vermissten. Wir überraschten uns, weil wir realisierten, wie viel Flexibilität und Freiheit wir tatsächlich haben, auch wenn die äusseren Umstände dieser Freiheit eingeschränkt sind. Wir überraschten uns, weil wir plötzlich Hilfe annehmen oder geben konnten.»
Ich gehöre nicht zur Kategorie Leser, die als Erstes den Schluss liest. Das mache ich grundsätzlich nie. Diesmal passierte es, unbeabsichtigt. Der Schluss ist Mit-Auslöser, warum ich die Seiten innerhalb kurzer Zeit verschlang, weil etwas in mir JA! sagte. Darum nehme ich den Buchschluss auch in diesem Beitrag vorweg, weil er die Buch-Essenz, das Corona-Thema und die Zukunft für mich auf den Punkt bringt:
«Ich bin fest davon überzeugt, dass der Schlüssel zur wahren Zukunft in unserem Bewusstsein liegt. In der Art und Weise, wie wir uns − als Individuen, Gesellschaft, Unternehmen, Zivilisation − selbst konstruieren. Aus dieser seltsamen Schleife entsteht Wandel im Sinne von Selbst-Veränderung, die auch zur Welt-Veränderung führt. Sie können das glauben oder nicht. Die einzige Frage ist: Machen Sie mit?»