Manngeburt: Wirkungen und Nebenwirkungen
Manchmal holt einem das Leben ein. Mann hat dann verschiedene Möglichkeiten:
- Man resigniert, taucht ab, wird depressiv, versinkt in Selbstmitleid — mehr oder weniger
- Man flüchtet: In die Arbeit, in Süchte, Vergnügen, Ablenkungen, Affären
- Man lässt sich nicht unterkriegen, sucht nach neuen Wegen, Auswegen, sucht Tür- manchmal auch nur Fensterspalten, die offen sind. Und geht weiter.
«Krisen sind Chancen», sagt der Volksmund. Oder wie mein Coach damals meinte: «Jede Krise hat ein Ende». Genützt hatte mir dieser Zuspruch im damaligen Moment nichts. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob man in der Krise überhaupt zwischen Eins, Zwei oder Drei die Wahl hat. Ich für mich wollte auf jeden Fall nicht abwarten, bis irgend wann dieses Ende am Horizont auftauchte. Ich wollte etwas tun, meinen Anteil der Krise erkennen, verstehen. Und etwas in mir ändern. Schon mit diesem Entscheid fing das grösste Abenteuer in meinem Leben an.
Manngeburt: Eine moderne Initiation
Meinem Freund Chris hatte ich es zu verdanken, dem Angebot «Manngeburt» zu begegnen. Ich las damals die Homepage vorwärts und rückwärts, vertraute Chris’es positivem Erlebnis mit dem Anbieter und buchte kurzerhand sechs Wochenenden im «Wilden Westen» Münchens plus zehn Tage Visionssuche in der toskanischen Pampa. Um dabei zu sein, fuhr ich jedesmal über vier Stunden weit nach Deutschland. Eine Ahnung davon, was wirklich auf mich zukam, hatte ich nur vage.
Am ersten Wochenende begrüsste der Münchner Männer-Trainer Stefan Wolff mit seinem Co-Leiter und zwei Assistenten 12 Männer, die sich auf diesen neunmonatigen Lebens-Prozess einlassen wollten. Schon nach den ersten drei Tagen war für mich klar: Ich bin am richtigen Ort zur richtigen Zeit gelandet: Rasch stellte sich unter den Teilnehmern eine Offenheit ein, die unter Männern nur selten erlebt werden kann. Mit jedem Wochenende nahm das Vertrauen zu und plötzlich war eine verschworene Gruppe da, in der ich mich zeigen konnte. In der ich mich getragen fühlte. Egal, was gerade war.
Bei diesem Männer-Training gibt es keine Vorträge. Kurze Impulse wechseln sich mit einer Vielzahl von Übungen, Aufgaben und Ritualen ab. Dabei orientiert sich das Programm an den vier Archetypen Krieger, Magier, Liebhaber und König. Die Wochenenden sind intensiv und gehen immer tief. Die Geschichten und Offenbarungen in den Councils — Männer sitzen im Kreis, wer den Redestab hat spricht und erhält die ungeteilte Aufmerksamkeit der Runde — sind dabei mindestens so bereichernd, wie die eigenen Prozesse, die ablaufen. Man beschäftigt sich mit dem Erbe von Mutter und Vater, seinen Ängsten, Schatten und Lichter. Jeder Prozess gestaltet sich komplett anders und doch gibt es einen kleinsten, gemeinsamen Nenner: Männer, die im Leben vorwärts kommen wollen, Männer, die sich besser erkennen und annehmen lernen wollen. Männer, die ihren Geheimnissen und Schatten begegnen und diese integrieren und erlösen wollen. Männer, die mehr und mehr in ihre Kraft kommen wollen.
Vision-Quest
Zum Abschluss geht die Reise in die Abgeschiedenheit der Toskana. Nach drei Vorbereitungstagen findet man sich für die nächsten vier Tage an seinem Visions-Suche-Platz, mit einer Plastik-Zeltplane und 10 Liter Wasser wieder. Ausser dem Aufbau des Zeltdachs gibt es in den nächsten 88 Stunden nichts zu tun. Unglaublich, was in solchen Stunden und Minuten alles Unspektakuläres und doch Wichtiges passieren kann. Plötzlich verschieben sich ganze Lebenskonzepte. Oder Träume und Ideen bekommen Raum und Profil. Das sich selber ausgesetzt sein ist ein weiteres Erlebnis, das viele Männer zum ersten Mal in dieser Intensität machen. Dann den Geschichten der anderen Männern zu lauschen und darüber zu staunen, welche Kraft in einer solchen Visions-Suche steckt, ist tief berührend. Mein eigenes Erleben begleitet mich seither, als festes Fundament für Vieles, was in meinem Leben ist.
Was bleibt
Drei Jahre nach meiner Manngeburt hat sich in meinem Leben viel, sehr viel verändert:
- Ich habe nach 20 Jahren den Job geregelt gekündigt und mich auf eine Reise durch die Welt gemacht
- Ich bin nach neuen Monaten zurück gekehrt und habe mich selbstständig gemacht
- Ich habe Zugang zu meinen Gefühlen und zu meinem Innenleben gefunden
- Ich höre meine innere Stimme. Etwas vom Wertvollsten, das ich entdeckt habe
- Ich bin beziehungsfähig und kann mich heute viel mehr auf meine Partnerin einlassen und mich besser abgrenzen
- Ich bin viel ruhiger und besonnener
- Ich bleibe veränderungs- und anpassungsfähig, weil das Leben weiter geht
Was für dich werden kann
All dem wäre ich ohne Manngeburt nie in dieser Dichte begegnet. Daraus wurde ein Herzens-Projekt, das ich die letzten drei Jahre immer wieder verfolgt hatte: Die «Manngeburt Schweiz» zu veranstalten. Damit der Segen und die Kraft, die in diesem besonderen Männer-Training liegen, in den kommenden Jahren auch möglichst viele Schweizer Männer erfasst. Auch Männer, die diesen Weg nicht in der Krise einschlagen, sondern die sich einfach für ihre Beziehungen, den Job, für ihr Leben stärken wollen. Das Angebot steht. Der nächste Schritt liegt jetzt bei dir Mann!