Shift 1-4: Wie du und deine Beziehungen aufblühen
Weisst du, was ein Shift ist? Nein, ich meine natürlich nicht die Gross-Kleintaste auf deiner Tastatur. Ein Shift ist der Moment, in dem ein Ruck durch deinen Körper hindurch geht und Etwas in dir sagt «JA, genau das ist es!» Innerhalb weniger Momente klärt sich etwas in dir. «Warum habe ich das nicht schon lange gesehen oder gecheckt oder gewusst?», sind dann die üblichen Reaktionen, die der Verstand hinten nachsendet. So einen Shift hatte ich vor wenigen Tagen beim Autofahren auf der Autobahn, beim darüber Sinnieren, warum es in meinen und vielen anderen Beziehungen so schwierig ist, gemeinsam langfristig glücklich und erfüllt im Leben unterwegs zu sein.
Wie es ein Shift in sich hat, zeigte sich mir die Antwort überraschend, unmissverständlich und glasklar. Sofort begann mein Verstand meine eigenen Beziehungen damit zu durchleuchten. Ich scannte weiter die Partnerschaften meiner engsten Freunde durch, weil ich wissen wollte, ob diese Erkenntnis stimmt oder ob es, wie so oft im Leben, die Ausnahmen gibt, auf die diese Impulse nicht zutreffen.
Shift 1-4
Normalerweise bin ich nicht begeistert von nummerierten Reihenfolgen: Früher waren mir solche Checklisten heilig, heute begrenzen sie mich oder sie engen mich ein. Trotzdem kommt mein Shift unmissverständlich mit 1 bis 4 daher. Es geht um die richtige Reihenfolge, um die richtigen Prioritäten in deinem Beziehungsleben. Und die sieht genau so aus:
- Ich mit mir
- Meine Beziehung(en)
- Meine Kinder
- Mein Beruf
Diese Aufzählung sieht auf den ersten Blick nicht wirklich spektakulär aus. Nimm dir ein paar weitere Momente Zeit und lies, was dieser Shift detailliert beinhaltet.
1. Ich mit mir
Viele Männer leben mehrheitlich im Aussen. Das Innen kennen sie nicht oder sie nehmen sich dazu nur selten Zeit. Dadurch haben sie sich schon lange verloren, treiben orientierungslos auf den stürmischen Ozeanen des Leben herum und bekommen kaum noch genügend Luft: Arbeit, Führung, Umsätze, Medienüberflutung, zunehmender Stress, Vater- und Partner- und Liebhabersein, Familienzirkus, Verwandte, Vereinsleben, Kumpels, Sport, Hobbys… Kennst du das? Wo um Himmels willen bleibst du? Wo sind die Zeiten, die du ganz alleine nur dir gönnst? Momente, in denen du in der Stille in dich hinein horchst? Stunden, in denen du alleine in der Natur unterwegs bist? Solche Momente erden. Sie bringen dich ganz zu dir. Sie verbinden dich mit deinem Innersten. Sie zentrieren dich. Sie werden in unserer schnellen und verrückten Welt mehr und mehr überlebenswichtig.
2. Meine Beziehung(en)
Falls du die Vision hast, mit deiner Frau eine lebenslange Partnerschaft zu gestalten (diese Vision haben die meisten Paare zu Beginn), dann ist das schon seit längerer Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr. Noch viel weniger, falls du den Anspruch hast, dass diese Beziehung auch noch nach Jahren prickelnd, nährend, erfüllend, lebendig und abwechslungsreich ist. Früher heiratete man auf Lebzeiten und arrangierte sich danach für den Rest des Lebens, mehr oder weniger glücklich. Heute heiratet man und lässt sich wieder scheiden, sobald das Feuer am erlöschen ist. Ich selber hatte auch so eine Lebens-Vision, die mir jedoch auf Anhieb nicht gelang: Ich glaube heute trotzdem an glückliche, erfüllende, anhaltende Liebe und Beziehung und dem damit verbundenen Familienleben. Nach 20 Jahren Ehe und dann Scheidung weiss ich jetzt, dass es mehr braucht, als ein Heirats-Gelübde. Es braucht Zeit für mich, dass ich mich kennen lerne. Es braucht Zeit füreinander, mit viel Investment in die Beziehung. Es braucht Offenheit und Dialog. Es braucht Mut, sich zu zeigen, sich zuzumuten. Es braucht unendliche Kreativität, die das gemeinsame Leben immer wieder überraschend und vielfältig gestaltet.
Wichtig sind auch nährende Beziehungen über die Partnerschaft hinaus: Echte Freunde, mit denen du dein Leben teilst. Zeiten, in denen es nur euch beide gibt. Offenheit, wie sie nur unter Männern gelebt werden kann. Solche Freunde sind für dich da, auch dann, wenn es im Leben nicht rund läuft und sie geben dir einen wertvollen Gegenpol zu deiner Partnerin.
3. Meine Kinder
Kinder haben in erster Linie ein zentrales Grundbedürfnis: Sie wollen ihr Familiennest erhalten. Viele Kinder in der heutigen Zeit erleben, dass dieses Nest nicht stabil genug ist: Der Vater oder die Mutter brechen aus, zurück bleibt oft eine Patchwork-Familie. Eine Form, die sich wohl niemand so wünschen und planen würde.
Gehen wir zurück zu Punkt 1: Du lebst gut mit dir verbunden. Du wurzelst in dir, hast einen festen Stand, lebst dadurch in deiner männlichen Kraft. Unruhen, Stress, Unregelmässigkeiten kommen in deinem Leben vor, können dir jedoch wenig anhaben. Darüber hinaus lebst du 2. eine nährende und erfüllende Beziehung mit deiner Geliebten. Ihr beschenkt euch regelmässig auch nach vielen Jahren Zusammensein, mit immer wieder fantasievoll gestalteten Liebesbegegnungen, die euch erfüllen. Ihr seid auch nach Jahren noch verliebt. Es gibt nichts und niemanden, der euch auseinander bringen kann. Kannst du dir vorstellen, dass sich Kinder glücklich schätzen, solche Eltern zu haben? Kannst du dir vorstellen, dass Kinder solcher Eltern in einem sicheren Umfeld, voller Liebe und Fürsorge aufs Beste aufwachsen und gedeihen können?
Und dann sind sie plötzlich weg — die Kinder. Zum guten Glück: Sich gegenseitig loslassen, damit mit ihnen eine neue Beziehung auf neuer Ebene entstehen kann. Damit die Kinder ihr Leben frei nach ihren Plänen leben und gestalten können. Mit dem Segen der Eltern. Zurück bleiben die Erzeuger der Jungmannschaft. Wehe, wenn sie sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht gepflegt und genährt haben, spätestens dann verlieren sich überraschend Viele von ihnen.
4. Mein Beruf
Er steht für viele Männer an erster Stelle. Hier schreibt einer, für den war das während vielen Jahren unbewusst genau so. Aus einem falschen Pflichtbewusstsein heraus, für die Gäste, für die Mitarbeitenden fast rund um die Uhr dasein zu müssen, entstand eine ungesunde Verschiebung der Prioritäten. Es brauchte die Trennung und die darauf folgende Lebenskrise und es brauchte ein paar weitere, zusätzliche Lebens- und Erfahrungsjahre, um zu lernen, dass der Beruf und alles, was damit verbunden ist, wichtig sind: Auf der richtigen Position. Führt das Arbeiten nämlich dazu, dass du dich selber dabei verlierst (1) und darüber hinaus wenig präsente Zeit für deine Beziehung(en) (2) und deine Kinder (3) hast, dann läuft definitiv etwas falsch in deinem Leben. Es kommen immer mehr Männer zu mir ins Coaching, die vom Job derart plattgewalzt sind, dass sie nicht nur unter einem klassischen Burnout leiden, sondern zusätzlich unter Gedächtnisverlust, kognitiven Ausfällen, schweren psychischen Krankheiten und natürlich Partnerinnenverlust, Arbeitsunfähigkeit, Kündigung, Unvermittelbarkeit, Geldsorgen, usw. Ist es dieser Preis wert, sich derart dem Job zu verschreiben und alles auf’s Spiel zu setzen? Mit Shift 1-4 wird es nicht soweit kommen. Sobald du unter 1. die Verbindung mit deinem Innersten entdeckt hast, wirst du es nicht und nie mehr soweit kommen lassen. Du hast 2. eine Partnerin, die dich in deiner tiefen Verbundenheit mit dir und deiner Männlichkeit liebt und ehrt. Nur so kann sie tiefgreifendes Vertrauen zu dir aufbauen, sich mehr und mehr entspannen und vertrauensvoll in eure Beziehung öffnen und fallen lassen. Weil sie zutiefst in ihrem Inneren weiss, dass du da bist. Und 3. sind dir deine Kinder so wertvoll und wichtig, dass du sie nie und nimmer permanent deinem Job unterordnest.
Und jetzt?
Vielleicht ist das, was du hier liest, für dich schon lange sonnenklar. Dann freu dich darüber, trage Sorge dazu und lebe dein Leben glücklich weiter. Falls NEIN, ist es möglich, dass mein Shift auch etwas mit deinem Leben zu tun haben könnte? Dann bleib für ein paar Momente über die Lesezeit hinaus beim «Shift 1-4-Impuls» und mach dir dazu dein eigenes, individuelles Bild.
Vielleicht unterstützen dich diese oder andere Fragen dabei:
- Wie sieht es gerade jetzt bei dir persönlich aus?
- Nimmst du dir regelmässig und genügend Zeit für dich allein?
- Lebst du Partnerschaft, die euch gleichermassen nährt und erfüllt?
- Hast du gute Freunde, mit denen du regelmässig Zeit teilst?
- Welcher Typ Vater bist du?
- Verbringst du regelmässig und ohne Ablenkungen Zeit mit deinen Kindern?
- Schenkst du dir und deinen Kindern regelmässig auch 1:1 Zeiten?
- Hand auf’s Herz: An welcher Stelle steht dein Job?
- Was ist, wenn du Morgen einen Herzinfarkt oder ein Burnout hast?
- Welchen Schritt machst du jetzt? Welche Änderung nimmst du jetzt mit in dein Leben?
Lieber Mann: Nur lesen reicht nicht. Nur lesen verändert nicht. Jetzt, genau jetzt bist du gefragt, Veränderung einzuleiten. Du musst nicht dein ganzes Leben auf den Kopf stellen. Ein erster Schritt genügt. Es ist deine Verantwortung, dein Entscheid. Komm ins TUN — JETZT ist der richtige Moment für deinen ersten Schritt.
Impuls: Kopiere die Fragen in ein Word-Dokument, füge Abstände zwischen den Zeilen ein, schreibe darüber den Titel «Shift 1-4: ‹Dein Vorname› kommt in Bewegung» und druck dir ein Arbeitsblatt aus. Nimm einen Schreiber und halte deine Antworten fest. Es lohnt sich: Für dich und deine Liebsten!
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